Körper vs. ’stuure Grind‘ 1:1

3 03 2011

Doooch, ich lebe noch! Keine Bange, ich lass mich doch nicht erschiessen… aber ich war gerade 2 Wochen ohne Internet. Genau, ich, die normalerweise soviel Zeit online verbringt, wiedermal 2 ganze Wochen ohne! Aber der Reihe nach…

Wie es zu diesem Titel kam? Das fing an mit der Abreise aus Perquin (El Salvador). Hatte das ja alles schön geplant: Bus nach Honduras, eine Nacht in der Hauptstadt Tegucigalpa, dann nach Estelí in Nicaragua. Was nicht geplant war, dass ich mit Bauchschmerzen aufwache. Egal, dachte ich mir, das hält einen ja nicht auf (’stuure Grind‘ eben, der Plan wird durchgezogen). Im Bus weiteten sich die Schmerzen aber zu Bauchkrämpfen aus. Die Einheimischen haben sich sicher gefragt, was die Weisse da macht, als ich mir den Bauch gehalten  und verzweifelt eine angenehme Position gesucht habe. Einmal war ich auch kurz davor, aus dem Bus zu springen um zu erbrechen. Aber frau kann sich ja beherrschen. Nach einer Ewigkeit im Schneckentempo durch die Berge kamen wir in eine grössere Ortschaft in Honduras (Grenzübergang gab’s nicht), wo ich erstmal Geld wechselte und Cola kaufte (der sture Kopf war noch überzeugt, dass das immer hilft). Ticket gekauft für Bus nach Tegucigalpa (oder Teguz, wie’s die Einheimischen nennen) und gewartet. Die Fahrt im Bus war erst ganz okay, mir ging’s tatsachlich besser. Allerdings wurde Film geschaut und die Fenster waren mit Vorhängen verdunkelt. Aircondition gab’s keine und im Bus waren mehr Leute als Sitzplätze. Sprich: Es wurde heiss. Und mir übel. Und die Hände und Beine schliefen mir wieder ein. Ich war wieder kurz vorm Erbrechen, als ich beschloss, trotz Film, den Vorhang wegzumachen und das Fenster aufzureissen. Die frische Luft half und den Rest der Fahrt steckte ich meinen Kopf zum Fenster raus. Die Fahrt war auch recht schön, durch die Berge von Honduras. Wir waren auch auf einer nigelnagelneuen Autobahn, die noch im Bau ist. Die armen Arbeiter waren bei einer riesigen Hitze am Gräben graben an der prallen Sonne. In Teguz ging’s dann zu einem Hotel und ich beschloss, doch einen Tag länger zu bleiben zur Erholung: 1:0 für den Körper.  Da’s mir dann besser ging, habe ich den Tag genutzt um Sehenswürdigkeiten zu besichtigen. Soooo schlimm ist Teguz gar nicht…

Nachher ging’s dann aber doch weiter nach Nicaragua. Grenze war unproblematisch und ich konnte für 5 USD mit einem Schnellbus mitfahren. Sie haben mich dann einfach in Estelí an der Panamericana abgesetzt und ich konnte zu Fuss zum Hostel. Estelí ist ganz nett, das halbe Dorf ist voller Wangemälde und schöner Graffiti. Zudem gibt es in der Nähe ein Naturreservat namens ‚El Tisey‘, wo man schön wandern kann. Mit dem Bus um 06:30 fuhr ich zu einem Wasserfall. Von da aus wanderte ich den Berg hoch zu einer Farm, wo ich frühstückte (hausgemachtes Joghurt). Wollte dann weiter, zu einem Skulpturenpfad. Jedoch begann mein Fuss komisch zu schmerzen. Zuerst ignorierte ich es und bestieg einen Aussichtspunkt. Dann begann aber, jeder einzelne Schritt zu schmerzen. Dann gab es zwei Varianten: weiterwandern oder ca. 5 h auf den Bus warten. Weil es gibt nur einen Bus, einmal fährt er morgens hin und einmal abends. Der stuure Grind wollte nicht schon wieder eine Niederlage eingestehen und bestand auf’s Weiterwandern. Ich habe dann zwar jede Stunde eine Schmerztablette genommen, aber es hat sich gelohnt. Diese Aussichten… und der SKulpturenpfad war auch schön, da sind Figuren in den Stein gehauen worden. Auf der Rückfahrt nach Estelí begann aber das Leiden. Am nächsten Tag fuhr ich nach León, aber mit etwas Mühe: humpeln mit einem riesigen Rucksack am Rücken, hui… 😉 Da hiess es also 1:1 und ich beschloss, die Duelle zwischen Kopf und Körper nicht fortzuführen.

León ist eine schöne Kolonialstadt und ich verbrachte paar ruhige Tage dort. a) konnte ich mit meinem Fuss nicht viel unternehmen, b) war das Hostel supertoll, c) hatte es nette Leute (sogar eine Bielerin), d) war es eh viel zu heiss für alles!!! Sogar abends war es so heiss, dass man einfach nur vo sich hinschwitzte. Als es meinem Fuss besser ging, machte ich das ersehnte Vulkanboarding! Erst fuhren wir mit einem Pickup zum Vulkan Cerro Negro. Dort erhielten wir unsere Bretter und es begann der Aufstieg. Eigentlich recht easy, nur ca. 1h. Aber alles an der prallen Sonne, die schwarze Erde brennt an den Schuhsohlen und der Wind reisst einen teilweise fast vom Berg und rupft am Brett herum. Super Aussicht oben, auch auf den schwefligen Krater. Dann zogen wir leuchtende Schutzanzüge an und posierten damit (Fotos folgen…). Und dann ging’s auch schon an die Abfahrt. Es ist ja eher schlitteln als boarding a la Snowboarden. Aber spassig war’s.

Am späteren Nachmittag fuhr ich nach Managua und wollte zum Backpackers Hostel. Das war voll. Sie empfohlen mir ein anderes Hostel, aber als ich da war, war das günstigste Zimmer USD 50 – etwas teuer. Hab dann also anderswo angerufen und bin dann doch in den etwas weniger nobleren/sicheren Stadtteil. Ist aber ein nettes Hostel und tagsüber ist es auch sicher da. Und nachts gehe ich eh nicht raus.

In Managua gab’s einen Tag Sightseeing. Ist eine komische Stadt, da wohnen zwar über 2 Mio. Menschen, aber es gibt nicht wirklich ein Zentrum und die Hälfte des Geländes besteht aus Wald. Und Adressen gibt’s nicht wirklich. Zumindest keine Strassennamen. Eine Adresse ist dann so: Von der Kirche zwei (Haus)Blöcke nach unten und einen halben Richtung See.
Viel zu sehen gibt’s nicht, eine alte Kathedrale, den See, paar Denkmale und einen tollen Park mit Aussicht. Dort hat’s auch ein Minimuseum über den Volkshelden (Revolutionsführer) Sandino. Dort habe ich mich recht lange mit dem Guide unterhalten, weil der auch Tourismus studiert hat. War spannend zu hören, wie das in Nicaragua ist. Sie haben 5 Jahre Studium mit vielen praktischen Projekten. Generell scheint mir die Entwicklung im Land mittlerweile recht professionell zu sein. Sie haben aber auch ernste Probleme zu bekämpfen: In Granada gibt es offenbar ein Problem mit Kindersextourismus, den sie natürlich nicht haben möchten. Sowas ist ja auch wirklich schlimm!

Am folgenden Tag liess ich meinen grossen Rucksack im Hotel einschliessen und ging nur mit dem kleinen zum Bus nach El Rama. Dort übernachtete ich. Am Abend fragte ich extra noch nach, ob ich am Morgen früh raus kann. Klar, meinten sie. Um 04:30 klingelte ich etwa 20 Mal. Aber da war nur ein Besoffener am schnarchen auf der Terrasse. Glücklicherweise war der Balkon nicht hoch und untendran ein breites Treppengeländer. Ich konnte also ausbrechen. Mit dem Taxi zum Hafen geflitzt und dort aufs Schiff. Dort traf ich Pascal, einen Berliner, der seit vielen Jahren in Rapperswil lebt. Die zwei einzigen Weissen auf dem Boot und man konnte Deutsch sprechen. 🙂 In 12h Fahrt ging’s nach Big Corn Island. Die Leute dort sprechen, je nach Herkunft, Spanisch, Englisch, Miskito oder Kreolisch. Wir verbrachten einige Tage auf der grossen Insel. Am Strand, am die Insel erkunden und leider immer wieder vor dem heftigen Regen flüchtend. Nach paar Tagen hatten wir genug und entschlossen uns, nach Little Corn zu fahren. Dort teilten wir uns eine Hütte am Strand und die Tage vergingen im Flug. Es gab zwar immer noch Regen, aber kürzer. Und das Wasser war traumhaft. Ich ging auch einmal schnorcheln mit dem Boot und bewunderte das Riff von nahem. War auch ein toller Kontrast: oben hämmerte mir der Regen auf den Rücken und das Wasser sah grün-dunkel aus. Aber unter Wasser war alles ruhig und türkis.
Das Essen war relativ teuer auf den Inseln, aber es gibt gute Sachen. Mittlerweile kenne ich Reis mit Bohnen zwar zur Genüge, aber mit Ketchup ist es immer noch essbar. 😉 Und wenigstens gibt’s dazu oft frittierte Kochbananen. Ein tolles Getränk gibt’s auch: Coco Loco. Da lässt man sich eine frische Kokosnuss holen und in das Kokoswasser gibt man noch einenSchluck Rum. Eigentlich mochte ich Rum ja nie wirklich, aber hier habe ich den doch zu schätzen gelernt. Nicht den billigen, weissen Plata-Rum – daran habe ich bei einem Einheimischen mal gerochen, furchtbar!! Aber Flor de Caña ist guter, dunkler Rum. Ideal für einen Coco Loco eben.

Am Abreisetag erfreuten wir uns wieder an den ‚Fahrplänen‘. Es hatte wie immer keiner eine Ahnung, wann Schiffe fahren. Und jeder glaubte was anderes. Da es auch immer schön am regnen war, verbrachten wir den halben Tag im Tranquilo-Cafe und assen/tranken uns durch die Speisekarte. Dann wechselten wir an den Hafensteg, denn unser Boot war dann schon da. Allerdings fuhr es „wenn alles abgeladen ist“: Erst hiess es, so gegen 16 h, schlussendlich fuhren wir etwa um 20 h ab… Damit gings sehr schaukelig nach Big Corn – hatte doch ein wenig mit Seekrankheit zu kämpfen. Zum Glück waren auch zwei Argentinierinnen und ein Nica, die am selben Ort gewohnt hatten, auf dem Boot und die Unterhaltungen lenkten ab. In Big Corn nahmen wir dann das Nachtschiff nach Bluefields. Es war nur noch ein Bett frei. Ich überliess es gerne Pascal und fuhr auf dem oberen Deck. Die Hängematten waren auch schon alle besetzt, aber paar Stunden kann man auch auf dem Fussboden schlafen (bis ein Soldat auf der Suche nach Drogen über meine Beine stolperte). Es hatte zwar recht Wellengang, aber das störte mich nicht. Aber am nächsten Tag hatte ich immer wieder das Gefühl, die Welt schwankt langsam hin und her. Das war etwas mühsam…

Bluefields ist nicht wirklich eine schöne Stadt. Hat halt einen Hafen und mehr Häuser als sonstwo. Wir assen Frühstück im Markt und nahmen dann das Panga nach Pearl Lagoon. Das ist etwas nördlich und ein schönes Naturgebiet. Zudem sind in der Region viele Miskito-Dörfer. Wir machten am folgenden Tag dann auch einen Ausflug mit einem Einheimischen Guide in sein Dorf (Awas). Es waren etwa 20 Minuten zu Fuss, und dann hatte es dort etwa 20 Hütten (Holz-/Wellblechhütten), alles ziemlich ärmlich. Aber die Leute waren sehr herzlich. Erst gab’s Frühstück: tolles Kokosbrot, Kaffee und Rührei. Das schmeckte aber ein wenig nach Fisch, was Pascal nicht schmeckte. Da wir aber allein im Haus assen, konnte er es der Katze abgeben. Danach fuhren wir mit einem Segelkanu über die Lagune zur ‚Farm‘ eines Onkels. Naja, Farm… Dschungelgebiet mit einem Schlammpfad und ab und zu hat’s wieder sowas wie ein Feld. War sehr schön/interessant und es gab einiges zu probieren: eine violette Schlabberfrucht, Kokosnuss, Zuckerrohr zum drauf herumkauen, … Der Rückweg war hart: Da wir gegen den Wind mussten, konnten wir nicht segeln, sondern mussten rudern. Das sind auch so doofe, schwere Holzruder. Die Arme fielen mir fast ab. Aber immerhin haben wir ein Krokodil gesehen, das sich verirrt hat (normalerweise leben sie im Fluss).
Zum Mittagessen gab’s gegrillte Maiskolben und Rondon. Das ist ein typisches Gericht: Kokossaucen- Eintopf mit Kochbananen und was das Meer/Lagune so hergibt. Bei uns war glücklicherweise nur Fisch drin. Schildkröte hätte ich etwas Mühe gehabt (das wird dort noch gegessen). Pascal hatte auch so Mühe und so kam die Katze wieder in den Genuss (sogar Kochbanane hat sie gegessen!). Anschliessend mussten wir Fotos machen (es kamen auch viele Nachbarskinder zum posieren), es gab einen Crashkurs in der Miskitosprache und dann ging’s zurück nach Pearl Lagoon. Abendessen brauchten wir dann auch nicht mehr…

Das waren also sehr interessante und schöne Tage an der Atlantikküste. Aber dann rief die Stadt wieder. Nach einigen Stunden im Bus hatte ich endlich meinen Rucksack wieder. Ich wollte eigentlich ja nur 3-4 Tage auf die Inseln und hatte nur paar Tshirts und so mitgenommen. Aber da ich dann 2 Wochen weg war, wurde alles etwas knapp.

In Managua liessen wir es uns nochmal richtig gut gehen: Buffet-Schlemmen im Intercontinental, Taxifahren in der ganzen Stadt (Bussystem ist unverständlich, Distanzen riesig und eine Fahrt kostet meist 2-5 Franken p.P.), und spontan gingen wir auch feiern. Wollten ja eigentlich nur ein Bierchen trinken beim Sonnenuntergang am Managua-See auf der Terrasse. Dann lernten wir aber einen Taxifahrer kennen und gingen mit ihm weg. Schlussendlich trafen wir viele nette Leute und es wurde spät, resp. früh! Habe meine Abreise nach Granada deshalb auch um einen Tag verschoben.

Heute geht’s dann früh ins Bett und morgen dann eben nach Granada.

Musste übrigens schon wieder ein paar Hosen ersetzen (bin auf Corn Island die ganze Zeit mit einem riesigen Loch im Schritt herumgelaufen). Und die ’neuen‘ Turnschuhe sind auch schon wieder ziemlich abgelatscht und fallen fast auseinander – habe bald nichts mehr meiner ursprünglichen Kleidung! (Stephan, das BNC-Jäggli habe ich aber immer noch! Brauche es wegen der Hitze zwar nie, aber das wird bis zum Ende mitgeschleppt!! ;))