In den Bergen von Chiapas

9 12 2010

Da kam er also, der Klimaschock. Zuerst ging’s zwar noch, war ja mit dem Nachtbus unterwegs und kam nach 12 Stunden Fahrt morgens in San Cristóbal de las Casas an. Tagsüber ist das Klima ganz angenehm, an der Sonne sogar richtig heiss. Aber nachts… natürlich ist es nicht so kalt, wie derzeit in der Schweiz. Aber die Häuser hier haben keine Heizung und sind teilweise schlecht isoliert. Mit meinem Sackmesser habe ich an einem Abend 14 Grad Celsius gemessen. Um auf dem Sofa zu sitzen und einen Film zu schauen ist das doch etwas kühl. Deshalb kommt es schon mal vor, dass ich zwei Pullis trage, die Kapuze über den Kopf gezogen und meinen neuen, dicken Schal um den Hals gewickelt habe. Sieht lustig aus, aber ist gemütlich warm. 😉
Apropos Kleider. Konnte es natürlich nicht sein lassen, und mir eine neue Kapuzenjacke gekauft. Und neue T-Shirts (habe jemanden kennen gelernt, der eine Siebdruckmaschine besitzt und mir paar Sachen bedruckt hat). Wie ich das alles im Rucksack unterbringen soll, weiss ich noch nicht. Obwohl, die Jacke wird meine neue Reisejacke, für die klimatisierten Langdistanz-Busse!! Und vielleicht schmeisse ich auch noch meine Shorts weg. Da haben sich nämlich schon riesige Löcher gebildet, die ich mit meinen tollen Nähfähigkeiten nur notdürftig geflickt habe. Auch die lange Hose weist schon Löcher auf. Habe die geflickt, aber die gesamte Reisedauer hält sich das kaum. Da zeigt es sich eben, dass man dieselben zwei Paar Hosen seit drei Monaten immer abwechlungsweise trägt.
Anyway, was ich so mache die ganze Zeit hier in San Cristobal? Am ersten Tag ging ich gleich mit Uriel (Hostelbesitzer) und einigen seiner Freunde essen. Das war so ein Fischrestaurant mit Live-Unterhaltung. Es gab keine Karte, deshalb liess ich einfach für mich bestellen. Als erstes erhielt ich dann einen kompletten frittierten Fisch. Musste mich dann erst mal erkundigen, wie man sowas isst und habe mich wohl nicht so geschickt angestellt – jedenfalls tauschte einer der Jungs seinen Teller mit mir und ich erhielt das filettierte Fleisch (?). War aber alles sehr gut. Das Bier gab’s als Promotion 2 für 1, es versprach also wiedermal ein feuchtfröhlicher ABend zu werden. Musste es auch, die usik hielt man nüchtern nicht aus. Zuerst trat eine Sángerin auf, die paar Schlager sang. Und dann kam ER, der Entertainer. Er parodierte offenbar andere mexikanische Schlagersänger/Volksmusiker und zwischen de Stücken machte er immer Witze und spielte mit dem Publikum. Zu unserem Tisch meinte er „Bienvenidos a la familia de Bob marley!!“, weil Uriel Rastas trägt. War alles ganz lustig. Irgendwann zog man aber weiter und landete zuletzt in einer Mezcalería. Habe mich aber mit einem Mezcal begnügt und festgestellt, dass ich ihn immernoch nicht mag. Ist mir einfach zu stark. Wenn da alle Gläser auf dem Tisch standen, schmeckte die Luft eifnach nur nach Alkohol. Aber jedem das seine. Ich verliess diese Runde dann auch irgendwann, während der Rest noch weiterfeierte.
Aber nicht dass ihr denkt, ich sei immer nur am feiern. Habe auch viele Kirchen (von aussen) besichtigt, war im Na Bolom Museum, habe mir einen Film über die Zapatisten angeschaut und war in Chamula. Das ist ein Dorf in der Nähe. Naja Dorf, es hat etwa gleich viele Einwohner wie Biel… aber die Atmosphäre ist sehr ländlich. An dem Tag hatte es auch viel Nebel und die Luft war äusserts kalt und nass (mit der Zeit wurden die Kleider richtig feucht). Viele Touristen fahren dahin, um in der Kirche den Ritualen zuzusehen (katholische, vermischt mit einheimischen). Liess ich aber aus, muss nicht zusehen, wie da „Güggel“ geopfert werden. War auch so sehr eindrücklich.
Dann wurde ich gefragt, ob ich spontan mitwoll nach Palenque, an eine Party im Dschungel. Da sagte ich zu, hörte sich spassig an. Es wurde dann auch gleich sehr abenteuerlich, die Strasse war nämlich blockiert. Das ist in den Staaten Oaxaca und Chiapas ein sehr beliebtes Mittel der Bevölkerung um zu demonstrieren, man hört dauernd von irgendwelchen Blockaden. Wir nahmen also ein Taxi bis dahin. Dann mussten wir aussteigen, an der Blockade vorbei (die Zapatisten hatten Baumstämme auf die Fahrbahn gelegt, sassen dort und hatten Transparente aufgehängt), etwa 100m zu Fuss gehen und dort dann ein anderes Taxi nehmen. Es gibt keine direkte Verbindung Palenque-San Cristóbal. Deshalb wechselten wir in Ocosingo auf eine Camioneta (Minivan). Als wir nach ca. 5h Fahrt in Palenque ankamen, war das Klima tropisch. DIe Party war auch interessant. Mitten im Wald auf einer Wiese hatten die eine Bühne aufgestellt, viele Lautsprecher, zwei Laternen, ein Kassenhäuschen und einen Essensstand. Neben der Bühne konnte man auch campieren. Ja und am nächsten Tag ging’s dann wieder zurück. Zumindest für mich. Meine Begleiter Julio und Burger wollten noch ins Dschungelcamp und noch einen Tag länger feiern, aber mir reichte es. Im ersten Bus hatte ich den Platz neben dem Fahrer und konnte so die Fahrt hoch durch den Dschungel super geniessen. Im Bus von Ocosingo nach San Cristóbal schlief ich dann tief und fest, bis ich merkte, dass wir angekommen waren (aber alle Fahrgäste rieben sich da verpennt die Augen). Die Strassen in Chiapas sind viieel besser als in Oaxaca, kaum Schlaglöcher. Da kann man sogar schlafen. 😉
Insgesamt eine spannende Erfahrung. Und bevor ihr jetzt entsetzt fragt, ob ich mir die Ruinen denn nicht ansehen wollte: Ich fahre ja nochmals kurz dahin!Mache jetzt dann eine Rundreise durch die Yucatán-Halbinsel, fahre von Tulum aus nach Palenque und überquere dort die Grenze nach Flores (Guatemala). Das ganze wohl mit einer Tour, escheint mir am unkompliziertesten und viel teurer als individuell scheint es nicht zu sein – aber viel weniger stressig.
Diese Woche war ich das erste Mal krank. Hatte mir wohl mit etwas den Magen verdorben. Fühlte mich abends, beim Gespräch am Hosteltisch etwas unwohl. Dachte aber erst, das kommt vom Rauch, weil einige am rauchen waren. Legte mich dann kurz hin und es wurde nicht besser. Der Fiebermesser zeigte dann 37.2 Grad an. Und dann hatte ich Durchfall und Erbrechen. Schlafen konnte ich auch die gnze Nacht nicht. Am Morgen war dann das erste ein Einkauf im Laden visavis: Cola und „agua purificada“ (vielleicht ist ja auch der Wasserfiler im Hostel nicht mehr as Wahre). Ja, und dank Medikamenten sank das mittlerweile auch 37.8 angestiegene Fieber schnell auf Normaltemepratur und Isostar und Cola wirkten auch Wunder. Bereits am Nachmittag fühlte ich mich wieder fit.
Heute kam dann Clemens an. Das ist einer der drei Deutschen, die ich in Oaxaca kennengelernt habe. Er vrebringt paar Tage hier, bevor er die andern wieder in Guatemala trifft. Ich treffe dann vielleicht alle für Silvester auf einer Finca in Guatemala. Die nächsten Tage gehe ich vielleicht einmal mit Clemens zum wandern. Habe einen Guide kennen gelernt, der günstige individuelle Touren anbietet. Jedoch hat er noch nicht auf meine E-Mail geantwortet. Da muss man wohl anrufen… in Mexiko dauert’s manchmal ganz schön mit E-Mail Antworten und manchmal kommt gar keine. Aber würde ganz gerne einmal zu Fuss in den Bergen unterwegs sein.
Meine weiteren Pläne? Circa am Sonntag fahre ich nach Campeche, dann nach Mérida, dann zu den Pyramiden von Chichen Itzá, anschliessend nach Cancún (wenn ich schonmal in der Gegen bin, will ich es mir zumindest ansehen, auch wenn alle meinen, es sei hässlich und mehr USA als Mexiko), Weihnachten dann wohl in Tulum. Hat mit heute grad ein netter Ami aus dem Hostel eine Unterkunft empfohlen, wo ich mit der Visitenkarte noch Rabatt bekomme. Die werde ich dann wohl bald buchen. Weil an Weihnachten sind viele Hostels ausgebucht, habe ich gehört. Von Tulum aus geht’s wie gesagt nach Palenque, Ruinen anschauen und dann nach Flores. Dort dann den Tikal Nationalpark anschauen. Vielleicht treffe ich mich dort mit Mario. Das ist der Mexikaner aus Mexico City, der in Deutschland studiert hat (keine Ahnung, ob ich von ihm erzählt habe). Und danach eben auf die Finca, um mit Judith, Jonas und Clemens Silvester zu feiern.

Fotos folgen in den nächsten Tagen, habe das Kabel für die Kamera im Hostel vergessen… 🙁