Sie lebt noch…
20 09 2010Ja, schon ist es eine Woche her seit meinem letzten Blogeintrag. Bedingt einerseits dadurch, dass es im Hostel nur einen einzigen (Steinzeit-)PC gibt und der immer besetzt ist, andererseits war echt viel los die ganze Zeit. Habe mich im Hostel mit meiner Zimmerkollegin Alejandra (aus Guatemala) angefreundet und viel mit ihr unternommen. Gestern Abend ist sie nun wieder abgeflogen. Aber wahrscheinlich sehe ich sie wieder, wenn ich dann in Guatemala City bin in ein paar Monaten.
Am Montag habe ich auch mit der Schule angefangen. Laut EInstufungstest bin ich Basico 2, aber diese Woche hatte es nur fortgeschrittene Kurse. Meine Schwierigkeit bestand darin, dass ich mit einem Schlag paar neue Zeiten beherrschen sollte. Aber es macht echt Spass, und der Unterricht ist super. Morgens (10:00 – 12:00) machen wir Grammatik. Ist sehr anspruchsvoll, vor allem wenn man auch in der deutschen Grammatik Mühe hat, ein Objekt und Subjekt etc. zu definieren hahaha Mittags machen wir eine halbe Stunde Pause, was gerade reicht um einen Kaffee oder so zu holen (die Bedienung im Cafe ist manchmal überfordert) und dann von 12:30 – 14:00 steht dann das Gespräch und die Diskussion im Vordergrund. Am Anfang waren wir 5 Studenten: Sarah und Diana aus Deutschland, Emilie aus Belgien und Kamal aus den USA. Kamal ist jetzt wieder abgereist und Emilie hat auch zwei Tage gefehlt. Am 16. war gar kein Unterricht (Feiertag) und vorgestern waren wir dann nur zu dritt. War lustig, nach der Mittagspause verschoben wir den „Unterricht“ in ein Restaurant, wo wir eine Gemüsesuppe assen. Anschliessend (nach Unterrichtsschluss) gingen wir in eine Pulqueria, weil Héctor, der profesor, meinte, wir müssten den Pulque probieren. Ist ein billiges, alkoholisches Getränk. Ich glaube, alle finden’s hässlich (ist eher für die armen Leute), aber halt typisch mexikanisch. Wir teilten uns ein Shotglas. Es ist milchig und recht dickflüssig. Hat auch einen strengen Geruch. Interessant ist, dass der Alkoholgehalt unbekannt ist. Wir tranken dann nachher auch nicht mehr Pulque (ist nicht so das Wahre), sondern ein Mischgetränk aus Pulque, Wasser(?) und irgendwas mit Himbeere. Als sich das Gespräch dann um das weitere Programm drehte, meinte Héctor, dass wir doch auch an eine Party im Norden der Stadt kommen sollen, wo’s auch günstiger ist als in den noblen Ausgehvierteln im Zentrum (da war ich mit Alejandra, und ein Bier kostet auch fast 5 Franken). Jedenfalls sagten wir zu. Diana, Sarah und ich gingen dann aber zuerst zu Sarah nach Hause (sie wohnt in einer WG), wo wir etwas assen. Dann ging’s zu mir in’s Hostel, weil ich mich eigentlich mit Alejandra zum ausgehen verabredet hatte. Um 21 Uhr holten uns dann Héctor und ein Freund ab und wir quetschten uns in’s Auto. War etwa eine halbe Stunde Fahrt (mit der Metro wär’s etwa 1h). In der Bar (The Hell) gab’s Livemusik und gemütliches Beisammensein. Es wurde ein Misil bestellt, das ist eine riiieesige Bierflasche (3l) mit Zapfhahn. Die Mehrheit wollte dunkles Bier, deshalb sonderten Sarah und ich uns ab und bestellten 1l helles. Es waren recht viele Leute da, irgendwann kam auch der Freund von Diana (Mexikaner) der uns dann in den Morgenstunden nach Hause fuhr. (Ah ja, und für alle, die sich unter „Spanischlehrer“ einen älteren Herrn vorstellen: Er ist 29 ;))
Zu den Feierlichkeiten: Am Dienstag war das Fest erst gegen Abend. Der Höhepunkt ist um 23 Uhr, wenn der Präsident beim Zocalo vom Balkon runterruft („El Grito“). Das sind dann mehrere Sachen, die mit „Viva“ enden (so dass das Volk lautstark „Viva“ entgegnen kann) und am Schluss ein paar Mal „¡Viva México!“. Ziemlich imposant. War aber nicht auf dem Zocalo, sondern beim Angel (das Engeldenkmal), es wurde dort auf Grossleinwand übertragen. Zudem hatte es eine Bühne, wo es einige Konzerte gab. Mit recht abrupten Wechseln: von Klassik über elektronische Musik zu etwas Schlager-Volksmusik-Mariachi-mässigem hahaha
Übrigens konnte man während fast 3 Tagen keinen Alkohol kaufen im gesamten Distrito Federal (bzw. nur ein Restaurants, aber nicht in allen). Das heisst die Mexikaner hatten sich Tage vor den Feierlichkeiten eingedeckt und die Touristen genossen das Fest nüchtern. 😉 (Apropos Alkohol: Es gibt doch ein Limit beim Autofahren, da hat mir wohl jemand einen Scheiss erzählt. Der Freund von Diana wurde mal erwischt in einer Kontrolle und musste 12h in den Knast – seither mag er Alkohol nicht mehr so)
Am 16. gab es dann eine GIGANTISCHE Parade auf dem Paseo de la Reforma. Also eine Militärparade. Unglaublich, das ganze dauerte mehr als 2h. Es waren sooo viele Leute da (viel sah ich nicht von der Parade), die brachten Stühle und Leitern mit, kletterten auf Statuen, Bäume und ToiToi’s. Und das alles, um den Soldaten und Panzern zuzujubeln. (Fotos folgen, ev schaff ich’s noch nachher)
Gestern war ich auch im Ausgang, weil der Polo, Sänger einer meiner Lieblingsbands (Amduscia) als DJ auflegte. Praktischerweise in einem Lokal etwa 3 Min vom Hostel entfernt. War cool, wurde Polo vorgestellt und konnte auch kurz mit ihm sprechen. 🙂
Ich sehe schon, das wird wieder viel Text. Deshalb erzähle ich euch nicht alles, was noch war (Museum, Park, Gespräche im Hostel, etc.) – wenn ihr etwas wissen wollt, einfach fragen, dann gehe ich genauer darauf ein. 🙂
Was mir in Mexico auffällt ist die enorme Polizeipräsenz. Mittlerweile habe ich mich daran gewöhnt, aber anfangs war es schon „strub“, wenn du an jeder Ecke 2-10 Uniformierte siehst! Und Streifenwagen überall. Gestern habe ich sogar Polizisten auf Segways gesehen, sah lustig aus.
Etwas anderes ist für uns Europäer auch gewöhnungsbedürftig: Auf dem stillen Örtchen darf das WC-Papier nicht in’s Klo gespült werden. Weil sonst gäbe es eine Verstopfung. Deshalb hat es neben jeder Toilette einen Eimer, wo das Papier reinkommt. Naja, man gewöhnt sich an alles…
Soviel für heute, jetzt widme ich mal den Fotos (die Zeit vergeht so schnell, sitze schon 01:45h im Internetcafe und das nur für den Blog, eine Mail und kurz Facebook. Muss wohl eine Stunde anhängen, wenn ich die Fotos noch aussortieren will (habe bereits um die 600 Fotos – Alejandra hatte auch noch seeehr viele Fotos damit gemacht haha).
PS: Auf den Turibus hab ich’s jetzt geschafft. Man darf als Traveller zwar fast nicht dazu stehen, dass man eine Fahrt damit unternommen hat, aber ich fand’s cool. 3h auf dem Dach siztzen, die Sonne geniessen, dem Audioguide lauschen und Fotos machen. Und die Füsse schonen!! Momentan werde ich wohl trotz dem tollen Essen nicht zunehmen – was ich hier an Kilometern ablaufe…
PS2: In der Gallerie Mexico City hats neue Fotos.